Auf besonderen Wunsch, hier der ursprünglich etwas längere

Junggesellen-Abschied aus Hydra …

Mark hielt neben Dirk an der roten Ampel an, während Sven grüßend die Hand hob und sein Motorrad in die Linksabbiegerspur lenkte, um zu seiner und Brittas Wohnung zu fahren. Mark öffnete sein Visier und lehnte sich zu Dirk rüber, wollte gerade zu einer Frage ansetzen, als Jake sich zu ihm umdrehte und den Kopf schüttelte. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten? Sie konnten Sven doch nicht einfach nach Hause fahren lassen. Anscheinend sah Jake das anders. Die Ampel wurde grün und Jake hob lediglich grüßend die Hand Richtung Sven. Irritiert fuhr Mark ebenfalls an. Sie hatten die Kreuzung noch nicht überquert, als hinter ihnen ein Motor aufheulte. Jake blieb mitten auf der Fahrbahn stehen, blickte sich um und öffnete grinsend sein Visier. Dirk und er stoppten ebenfalls, alarmiert drehte sich Mark um. Ein schwarzer Kombi mit verdunkelten Scheiben näherte sich ihnen mit hohem Tempo, wechselte dann in die Abbiegerspur. Vor ihnen quietschten Reifen. Er fuhr herum. Ein ebenfalls schwarzer Mercedes hatte sich vor Sven quer auf die Straße gestellt. Sven hatte es gerade noch geschafft, einen Zusammenstoß zu verhindern, kämpfte noch mit dem Gewicht des schweren Motorrads, als drei Männer in schwarzen Kampfanzügen aus dem Wagen sprangen und Maschinenpistolen auf ihn richteten. Erschrocken griff Mark in seine Jackentasche, bevor er seine Sig Sauer herausgerissen hatte, war Jake bei ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Mensch, hör auf. Sieh genau hin.“ Aus dem schwarzen Kombi waren zwei ebenfalls Männer ausgestiegen, richteten Pistolen auf Sven. Alle Angreifer trugen schwarze Skimasken, die ihre Gesichter verdeckten. Mark betrachtete den Mann, der direkt vor Sven stand genauer, stieß dann langsam die angehaltene Luft aus. „Hast du davon gewusst? Ich bringe sie um und mit dir fange ich an.“ Jakes Grinsen wurde noch breiter. „Nein, ich wusste nur, dass sie etwas vorhatten. Sie hatten mich gebeten, mein Handy einzuschalten.“ Neben Mark nahm Dirk lachend seinen Helm ab. „Also damit habe ich nun nicht gerechnet. Ich glaube, sie sind verrückt geworden.“ Sven starrte immer noch erschrocken auf die Männer vor sich, drehte sich dann langsam um. Mit dem Mercedes vor sich und dem schwarzen Kombi hinter ihm, brauchte er gar nicht erst versuchen, an seine Waffe zu gelangen. Die Überzahl war beeindrucken im negativen Sinne. Er nahm den Helm ab und suchte fieberhaft nach einem Ausweg oder wenigstens einer Erklärung. Was wollten sie von ihm und wieso standen Mark, Dirk und Jake wie festgewachsen mitten auf der Kreuzung und redeten lediglich leise miteinander? Etwas Hilfe war offensichtlich zu viel verlangt. Wenn er sich nicht sehr irrte, amüsierten sie sich sogar. Sven bemühte sich, seine Ratlosigkeit zu verbergen, als einer der Männer jetzt dicht an ihn herantrat, seine Hand auf den Lenker legte und lässig mit der Waffe in der anderen Hand auf ihn zielte. „Falsche Richtung. Umdrehen und uns folgen. Entweder freiwillig oder …“ Der Mann hob seine MP5 etwas höher, trotz des Befehlstons schien der Typ ihn auszulachen, die Stimme klang zwar durch die Maske etwas etwas gedämpft, aber ... Langsam überwand Sven den Schock, sein Gehirn begann wieder zu arbeiten. Er erkannte jetzt, dass der Mann keine Standardversion der Heckler & Koch Maschinenpistole in der Hand hielt, sondern eine Spezialausführung mit integriertem Schalldämpfer, wie sie die SEALs benutzten. Ein Martinshorn heulte auf. Sven ignorierte den Kerl mit der MP5 und blickte über die Schulter. Der Kreuzungsbereich wurde nun von zwei Streifenwagen abgesperrt. Verkehrsteilnehmer wurden anscheinend freundlich aber bestimmt aufgefordert zu warten. Endlich ergab das Puzzle einen Sinn. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, merkte wie der letzte Rest Spannung von ihm abfiel. Grinsend sah er seinen angeblichen Angreifer an. „Du spinnst total!“ Obwohl die blauen Augen des Mannes amüsiert glitzerten, hob er drohend die MP5. „Und du fährst in die falsche Richtung. Kommst du freiwillig mit?“ Langsam nickte Sven. „Sehr gut.“ Der Mann hob seinen linken Arm, machte eine kreisende Handbewegung und sofort sprangen die Männer wieder in ihre Fahrzeuge. Der Mann zwinkerte ihm zu. „Folge dem Kombi. Keine Tricks. Verstanden? Wäre doch schade um dich und deine schöne Maschine.“ „Ich bin doch nicht wahnsinnig und lege mich mit euch allen gleichzeitig an.“ „Das ist auch besser so.“ Während Sven seine Maschine wendete, musste er gegen das aufsteigende Lachen ankämpfen. Im Rückspiegel sah er, dass ihnen zumindest ein Streifenwagen in sicherem Abstand folgte. Wenig später hielt der Kombi vor Dirks Garage. Lachend stieg Sven von seinem Motorrad ab und ging auf den Fahrer des Mercedes zu, der hinter ihm angehalten hatte. „Verdammt noch mal, Pat, du hast mich zehn Jahre meines Lebens gekostet. Mindestens. Was macht ihr hier? Was soll das Ganze?“ „Wir haben heute ein wenig früher Schluss gemacht, weil wir wichtigeres zu tun haben.“ Aus dem Kombi waren jetzt Andi und Mike ausgestiegen. Andi legte Sven grinsend eine Hand auf die Schulter. „Du siehst aus, als ob die Überraschung gelungen wäre.“ Sven erwiderte wortlos das Grinsen, wusste nicht, was er zu diesem unerwarteten Überfall sagen sollte. Hinter dem Mercedes hielten jetzt Dirk, Mark und Jake, dicht gefolgt von dem Streifenwagen, der zur Begrüßung sein Martinshorn einmal laut aufheulen ließ. Dirk hielt sich lachend die Ohren zu und reckte sich. „Ich schätze, dass wird ein langer Abend.“ Schmunzelnd nickte Pat „Das ist der Plan. Fox hat für ausreichend Bier gesorgt und der Grill müsste auch soweit sein. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass wir dein Haus in Beschlag genommen haben?“ „Natürlich nicht. Was ist mit den Frauen?“ „Das hier ist eine Männerveranstaltung. Wir hatten Alex eingeweiht, sie und Laura haben was Ähnliches für Britta organisiert. Aus Rücksicht auf CJ findet deren Party bei Laura und Mark statt.“ „Na hoffentlich ohne die Maschinenpistolen. Darüber reden wir noch.“ Mark zuckte dann lächelnd mit den Schultern. „Aber nicht heute.“ Fragend wandte sich Sven an seine Freunde. „Habt ihr davon gewusst?“ „Nein, nichts Genaues. Ich hatte eher damit gerechnet, dass sie sich für morgen etwas einfallen lassen. Mit so einem Spektakel hätte ich nicht gerechnet, das haben sie mir aus gutem Grund verschwiegen. Aber hast du ernsthaft gedacht, wir lassen dich heute Abend alleine?“ Mark sah ihn deutlich ironisch an. Bevor er dazu kam, entsprechend zu antworten, wurde Dirk von Matthias zur Seite geschoben. „Mach mal Platz, ich habe ältere Rechte. Manchmal ist Sven ein bisschen naiv, aber sonst Na, hast du dich von dem Schreck erholt? Selbst Schuld, wer sich solche Freunde aussucht, muss auch mit deren merkwürdigen Sinn für Humor leben. Hast du ernsthaft gedacht, du kommst ungeschoren davon?“ Wieder kam er nicht zum Antworten, stattdessen tauchte Stephan an seiner Seite auf und drückte ihm eine gut gekühlte Flasche Bier in die Hand. „Nun komm schon, die Nachbarn werden langsam unruhig.“ „Wir hätten doch noch einen Hubschrauber einsetzen sollen“, überlegte Pat laut. „Halt die Klappe, Pat, und lasst endlich die Waffen verschwinden. Du hast auch so schon einiges zu erklären.“ „Ich?“ Der Ire gab ein überzeugendes Bild völliger Unschuld ab, während Daniel und Tom plötzlich auffallend interessiert die Garagenauffahrt betrachteten und sich anscheinend nicht im Geringsten angesprochen fühlten. „Ich habe nur Befehle befolgt.“ Andi stellte sich einfach vor Pat. „Genau Mark und zwar unter anderem meine. Dies ist eine deutsche Aktion, bei der zur Abwechslung wir ein paar amerikanische SEALs um Unterstützung gebeten haben, schließlich kommt es nicht jeden Tag vor, dass einer von uns heiraten will. Wenigstens hat er nicht versucht, das Ganze heimlich durchzuziehen.“ Lächelnd winkte Mark bei der deutlichen Anspielung auf seine eigene Hochzeit ab. „Ich sag nichts mehr. Aber noch mal möchte ich mich nicht wiederholen: Lasst endlich diese verdammten Waffen verschwinden.“ „Aye, Sir.“ Dann funkelte Pat Andi eindeutig wütend an. „Ich habe dir schon mal gesagt, dass Sven zu uns gehört. Ist das jetzt klar? Ich habe ebenfalls keine Lust, mich dauernd zu wiederholen.“ Dirk hielt mittlerweile auch eine Flasche Bier in der Hand, schüttelte lächelnd den Kopf und legte Sven eine Hand auf die Schulter. „Ab morgen gehört er jedenfalls offiziell zu Britta und jetzt lasst uns endlich reingehen.“ Als Sven sah, dass sich nicht nur das komplette SEAL-Team sondern auch Andis Männer und einige seiner Kollegen auf Dirks Terrasse aufhielten, musste er schlucken. Damit hatte er nicht gerechnet. Dirk hatte seine Gedanken offenbar erraten, er boxte ihm leicht in den Rücken. „Wie Matthias schon gesagt hat: Manchmal bist du etwas naiv. Verdammt, ich glaube, Pat und Andi streiten sich schon wieder, zu wem du jetzt gehörst. Wird Zeit, dass ich das endgültig kläre.“ „Und an was hast du gedacht?“ Ungläubig schüttelte Dirk den Kopf und schlug ihm fest auf die Schulter. „Musst du das wirklich fragen? Natürlich zu mir, Partner.“ Schmunzelnd sah Sven zu, wie sich zunächst eine hitzige Diskussion zwischen den Dreien entwickelte, die wenig später damit endete, dass drei Bierflaschen grinsend gegeneinander geschlagen und zu einem Gruß in seine Richtung erhoben wurden. Stephan wollte gerade Sven ansprechen, als Matthias ihn zur Seite schob und Sven einen Arm um die Schulter legte und mit dem anderen eine weit ausholende Geste machte. „Sieh dich um, das alles hast du im Prinzip mir zu verdanken.“ „Wieso dir?“ „Stell dir vor, ich wäre damals nicht zur Fischküche gefahren und hätte mir meinen schönen Streifenwagen zerschießen lassen. Wo wärst du dann wohl heute?“ Das war natürlich auch eine Logik. Sven schmunzelte. „Ich dachte, ihr hättet einen Funkspruch von der Leitstelle erhalten, sollte ich mich dann nicht eher bei denen bedanken?“ Stephan hatte nicht die geringste Lust, seine Neugier zu zügeln. „Sag mal, wovon redet ihr überhaupt?“ Matthias hob mit einem boshaften Grinsen seine Bierflasche. „Na, davon, wie das alles hier begann. Habe ich dir eigentlich schon erzählt, wie unser Held hier, es ganz alleine mit zwei Terroristen der Al-Quaida aufnehmen wollte?“ Sven stöhnte und versetzte Matthias einen Rippenstoß. „Hör endlich auf damit oder du erlebst den morgigen Tag nicht mehr. Weißt du eigentlich, wie oft ich mir das von Dirk schon anhören musste?“ Stephan erinnerte sich an eine Bemerkung von Dirk und grinste breit. „Lass mich raten, die beiden Tangos waren Mark und Dirk.“ „Richtig und unterstützt wurden sie von einer sehr gefährlichen Komplizin: Alex. Schade nur, dass unser Held nicht in den Rückspiegel gesehen hat, denn sie waren natürlich nicht ohne Jake als Rückendeckung unterwegs.“ „Ich schwöre dir, ich schlage zu“, drohte Sven. Gespielt ängstlich hob Matthias die Hände und zwinkerte Stephan zu. „Der Abend ist ja noch lang und es gibt Storys, die kann man gar nicht oft genug erzählen.“ „Die Gelegenheit werde ich mir nicht entgehen lassen. Ich komm darauf zurück, Matthias.“ Dann wurde Stephans Aufmerksamkeit abgelenkt. Drei weitere Männer betraten den Garten, einen kannte er, während ihm die anderen unbekannt waren. Sven hatte bisher nichts bemerkt, da er in einen weiteren verbalen Schlagabtausch mit Matthias verstrickt war. „Sven, sieh mal dahinten. Wer sind die beiden Typen, die Joss begleiten?“ „Joss?“ Svens Blick wanderte schnell über die Terrasse und lächelte dann. „Die Überraschungen nehmen kein Ende.“ Eilig ging er auf die Neuankömmlinge zu und begrüßte sie sichtlich überrascht und erfreut zugleich. Wenn Stephan die Haltung und die Art und Weise, wie die Männer schnell ihre Umgebung überprüft hatten, richtig interpretierte, waren sie ebenfalls nicht in normalen Berufen tätig. Nachdem Sven seine Frage überhört hatte, sah Stephan Matthias fragend an, der aber nur eine Schulter hochzog und den Kopf schüttelte. „Keine Ahnung.“ Joss’ Auftauchen überraschte ihn nicht, nach den ersten Startschwierigkeiten hatten Sven und er sich gut verstanden. Eigentlich kein Wunder, beide hatten mit dem Verlust ihrer Frauen und Kinder fertig werden müssen und sehr ähnlich auf den Schicksalsschlag reagiert. „Alles in Ordnung? Du wirkst so nachdenklich. Wenn es dir zuviel wird, kannst du dich jederzeit zurückziehen“, bot Dirk ihm an, der plötzlich neben ihm stand. Stephan wandte den Kopf nicht zu Dirk um, sondern schüttelte lediglich den Kopf. „Nein, im Gegenteil. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass mir so eine Feier gefällt.“ Stephan grinste spöttisch. „Einige Gesichter kenne ich ja schon und es erleichtert die Sache, dass ich weder als Beamter im Außenministerium noch als Drogendealer auftreten muss. Ich musste nur gerade an Joss’ und Svens Vergangenheit denken.“ Dirks Blick wanderte zu Joss. „Niemand sollte so etwas alleine durchstehen müssen. Wenigstens hat Matthias damals dafür gesorgt, dass Sven keinen Blödsinn macht.“ „Stimmt.“ Dirk nahm einen großen Schluck Bier und seufzte dann. „Es ist noch gar nicht lange her, da war Nataschas Mann der Einzige, den ich als Freund bezeichnet hätte. Und jetzt gibt es mehr als eine Handvoll Männer, mit denen ich so eng befreundet bin, dass ich ihnen jederzeit mein Leben anvertrauen würde. Schon verrückt.“ Dirk setzte erneut die Bierflasche an den Mund und lächelte dann. „Vielleicht ist das der Ausgleich, den man braucht, um mit der Gefahr und dem Risiko fertig zu werden. Keine Ahnung, aber es gefällt mir jedenfalls wesentlich besser als früher, auch wenn ich damals nicht mal wusste, was mir gefehlt hat.“ Grinsend schüttelte Dirk den Kopf. „Vergiss es, ich hätte lieber erst was essen sollen und dann zum Bier greifen. Ich erspare dir ab jetzt weitere philosophische Weisheiten.“ Stephan hob seine eigene Bierflasche und schlug sie gegen Dirks. „Brauchst du nicht. Ich verstehe nur zu gut, was du meinst.“ Sie wechselten einen Blick, in dem stummes Verständnis lag. Dann hob Stephan seine Flasche. „Auf die Freundschaft.“ Grinsend stießen sie ihre Flaschen gegeneinander. „Also gut, nachdem wir das geklärt waren, entscheide dich: Erst essen oder soll ich dir die Beiden vorstellen? Okay, vergiss es. Da kommen sie schon.“ Einer der beiden Neuankömmlinge kam direkt auf sie zu, während der andere stehen blieb und ein paar Worte mit Pat wechselte. Der Mann legte Dirk herzlich die Hand auf die Schulter und sah sich dann übertrieben ängstlich um. „Wo ist er?“ „Das nenne ich mal eine Begrüßung. Reg dich ab, Dell, Tim ist bei Alex, du bist in Sicherheit. Jedenfalls bis Morgen. Schön, dich zu sehen. Die Überraschung ist dir geglückt.“ „Glaubst du, ich lasse mir die Gelegenheit entgehen? Was meinst du, warum ich dich so gelöchert habe, wann der ganze Spaß hier losgeht. Und was du nicht wusstest, habe ich mir von Pat geholt. Unser Boss ist übrigens auch hier, war aber so rücksichtsvoll uns heute Abend in Ruhe zu lassen.“ „Jetzt sag nicht, Jim feiert mit den Frauen?“ Ein amüsierter Blick traf Dirk. „Wie viel hast du schon getrunken? Das kann doch nicht dein Ernst sein. Soweit ich mitbekommen habe, hat er eine Verabredung mit einem Typen, der einen unaussprechlichen Namen hat. Muss aber irgendein hohes Tier bei der Polizei sein. Tann … Tannhouse …“ „Oh Shit. Tannhäuser, unser Chef. Das muss nicht unbedingt sein.“ Dirk verschluckte sich prompt und fing an zu husten. Grinsend wandte Dell zu Stephan um. „Übrigens, ich bin …“ Dell brach ab, stutzte und lächelte dann. „Ach so, wir kennen uns ja schon.“ Stephan fuhr sich verwirrt durch die Haare und wollte gerade ablehnend den Kopf schütteln, als er genauer hinsah. Der Mann mit den braunen Augen und den dunkelblonden Haaren kam ihm auf den zweiten Blick bekannt vor, aber er ihm fiel weder der Name ein, noch der Zeitpunkt ihrer Begegnung. „Mir kommt es zwar auch vor, als ob wir uns bereits getroffen hätten, aber das ist auch alles.“ Verlegen zuckte er mit den Schultern. „Derrick Monroe, aber ich werde üblicherweise Dell genannt. Wir haben uns letztes Jahr fast am selben Ort getroffen, allerdings unter unerfreulichen Umständen. Die Schießerei in Dirks Wohnzimmer ...“ „Stimmt, jetzt erinnere mich. Du bist der SEAL, der Tim auf dem Arm hatte. War ein netter Anblick.“ Dell rollte mit den Augen. „Lieber drei Tangos als diesen Quälgeist.“ Das Lächeln und der Ton des SEALs zeigten deutlich, dass er dies nicht ernst meinte. „Gehörtest du damals zu Marks Team?“ Mittlerweile war auch der zweite Mann näher gekommen und hatte bereits leise mit Dirk gesprochen, mischte sich nun aber in ihr Gespräch ein. „Nein, zu meinem. Allerdings war ich durch das Scheißgas damals außer Gefecht gesetzt und nicht dabei. Kenneth Milton oder Rage. Du bist der Typ, der auch etwas davon abbekommen hat, oder?“ Stephan nickte, als er die Zusammenhänge begriff und konnte nicht verhindern, dass ihn ein kalter Schauer bei der Erinnerung den Rücken hinab lief. „Ja, das ist keine Sache, an die ich mich gerne erinnere.“ Bei dem offenen Eingeständnis milderte ein warmes Lächeln die ansonsten eher scharfen Gesichtszüge des Mannes und er wirkte sympathisch. „Geht mir auch so.“ „Jetzt tut nicht so, als ob ihr die Einzigen gewesen wärt und wechselt endlich das Thema“, forderte Dell, dann wandte er sich ironisch an Rage. „Hast du eigentlich daran gedacht, dass Paket aus dem Kofferraum zu nehmen?“ „Ich dachte, du …“ „Falsch gedacht. Du weißt ja, wo der Wagen steht, Boss.“ Rage funkelte Dell aufgebracht an, was dieser komplett ignorierte und sich stattdessen gut gelaunt mit Dirk unterhielt. Kaum war Rage wütend Richtung Parkplatz gestapft, grinste Dell breit. „Kein Wunder, dass er und Sven sich gut verstehen. Ich dachte, er tobt los.“ „Das hätte passieren können. Du lebst anscheinend immer noch gerne gefährlich“, stellte Dirk grinsend fest. „Sicher, er braucht ab und zu einen Dämpfer und es war eindeutig sein Job, an das Ding zu denken.“ Dells Augenzwinkern nahm seinen Worten die Schärfe. „Worum geht es überhaupt?“, erkundigte sich Stephan. „Keine Ahnung. Wir spielen nur Postbote für den NCIS.“ „Brownie?“, hakte er nach „Ja, wer sonst? Der wäre wohl gerne mitgekommen, hatte aber keine Chance, aus Norfolk wegzukommen. Irgendwo brennt es ganz gewaltig. Ich glaube, Reese ist da auch irgendwie eingeschaltet, aber mehr ist nicht bekannt.“ „Reese und Brownie arbeiten zusammen?“ Dirks Augenbraue wanderte deutlich hoch, ehe er lächelte. „Das stelle ich mir interessant vor. Dell nickte sofort und auch Stephan hatte keine Probleme, die Anspielung zu verstehen. Sven kam zurück und sah sie fragend an. „Anscheinend habt ihr euch schon bekannt gemacht. Was habt ihr mit Rage angestellt? Einer aus Andis Team ist zur Seite gehechtet, so aufgebracht ist er zur Garage gestürmt.“ „Ein klares Zeichen dafür, dass die Jungs von der KSK mehr Mut brauchen“, schloss Dell. „Oder die SEALs mehr Beherrschung“, konterte Andi, der ebenfalls näher gekommen war. „Auf der anderen Seite, sieht’s bei der deutschen Polizei ja auch nicht unbedingt besser aus.“ Andi grinste Sven fröhlich an, während sich jetzt auch noch Mark einmischte: „Zum Thema Beherrschung hätte ich nach euerm heutigen Auftritt allerdings noch einiges zu sagen.“ Die Männer grinsten sich an und wahrscheinlich hätte es in einem heftigen verbalen Schlagabtausch geendet, wenn nicht Rage mit einem Karton zurückkehrte, den er unverzüglich Sven in die Hand drückte. „Hier, aufmachen. Ich will wissen, was ich um die halbe Welt geschleppt habe.“ Ironisch tippte sich Sven an die Stirn. „Gleich oder sofort, Lieutenant?“ „Jetzt mach schon. Ich bin auch neugierig.“ Dirk sah aus, als ob er es selbst übernehmen würde, wenn Sven nicht endlich der Aufforderung nachkommen würde. Vergeblich zerrte Sven zunächst an dem Klebeband und nahm schließlich dankbar das Taschenmesser, das Jake ihm hinhielt. Während Sven immer noch mit der Verpackung kämpfte, ließ Stephan seinen Blick langsam über die Männer wandern und stellte fest, wie sehr er das Zusammensein mit ihnen allen genoss. Sämtliche Vorbehalte, die er gegen den Abend gehabt hatte, waren weg und entspannt wartete er auf das nächste Wortgefecht. Sven überflog einen handgeschriebenen Zettel, faltete ihn jedoch so rasch zusammen und verstaute ihn in seiner Hosentasche, dass niemand Gelegenheit bekam, den Text zu lesen. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, als er den letzten Rest des Packpapiers abriss und ein kleiner, aber teuer aussehender Camcorder sichtbar wurde. Dirk und Jake, die Technikfreaks, sahen aus, als ob die das Gerät am Liebsten sofort ausprobiert hätten, während Sven und Mark ein flüchtiges Lächeln tauschten. „Nette Geste unseres gemeinsamen Freundes und Humor hat er auch“, kommentierte Sven das Geschenk. Mark nickte lächelnd. „Du zum Glück auch.“ Stephan entging nicht, wie zufrieden Jake und Dirk dem kurzen Wortwechsel gefolgt waren und wie geschickt Sven das Wort ‚gemeinsamer Freund’ betont hatte. Da er mittlerweile die ganze Geschichte kannte, verstand er die tiefere Bedeutung sofort und bewunderte Sven dafür, wie unauffällig Sven Mark mitteilte, dass der Konflikt zwischen ihm und Brownie endgültig beigelegt war, ohne, dass einer der nicht eingeweihten SEALS oder KSK-Soldaten dies mitbekam. Als sich jetzt Joss näherte, wurde er von Jake mit einem ironischen Lächeln begrüßt. „Hast du die Sachen endlich mitgebracht?“ „Ja. Entschuldige, dass es etwas länger gedauert hat, aber …“ Diesmal wartete Stephan bereits auf das kollektive Stöhnen, das prompt einsetzte, als der DEA-Agent wieder einmal zu einer Entschuldigung ansetzte. Lächelnd winkte Joss ab und schwieg, während er Jake fragend ansah. Beinahe unmerklich schüttelte Jake den Kopf, anscheinend verstanden Dell und Rage die wortlose Aufforderung. „Verdammt, immer wenn es interessant wird, aber ich habe begriffen, dass wir überflüssig sind. Wir eh Zeit, für Biernachschub zu sorgen“, verkündete Dell. Andi schloss sich sofort an, als Stephan sich jedoch ebenfalls abwenden wollte, wurde er von Jake zurück gehalten. „Bleib ruhig. Ich wollte nur nicht, dass es alle mitbekommen.“ Joss griff in die Tasche und holte einen Umschlag hervor, den er zunächst Jake reichte. Der SEAL warf einen schnellen Blick hinein und lächelte zufrieden, ehe er sich an Sven wandte. „Gib das Spielzeug Dirk und dann sieh dir das an. Das offizielle Geschenk von uns gibt es morgen, aber unser Anwalt hat mir das hier mitgebracht.“ „Wieso unser Anwalt? Wovon redest du?“ Ratlos gab Sven den Camcorder mit einem letzten bedauernden Blick an Dirk weiter und griff nach dem Umschlag. „Vermutlich meint er mich. Ich vertrete euch mittlerweile“, erklärte Joss, obwohl Sven danach auch nicht verständnisvoller wirkte. „Jetzt übertreib nicht, Joss. Mark und ich sind ebenfalls für die Beiden tätig“, mischte sich Dirk ein, während er verschiedene Knöpfe an der Camera testete. „Wenn das nur ein Ablenkungsmanöver von euch ist, um an mein neues Spielzeug ranzukommen.“ „Würden wir nie tun.“ Jakes begehrlicher Blick besagte allerdings das genaue Gegenteil. Mit nachdenklich gerunzelter Stirn zog Sven einen Scheck aus dem Umschlag und kniff die Augen zusammen. Stephan erkannte die Zahl und stieß einen leisen Pfiff aus. „Nicht schlecht. Fünfzigtausend Dollar vom …“ Stephan entzifferte den Stempel und unterbrach sich erstaunt. „Vom FBI. Wofür? Ach so Klar, ich verstehe …“ Stephan hatte mitbekommen, dass Sven einen Großteil ihrer Erholungszeit zusammen mit Jake verbracht hatte, um irgendein Auswertungstool für Datenbanken zu entwickeln. „Da hast du mir einiges voraus. Was soll das? Ist das ein Scherz?“ Sven schien zwischen Ratlosigkeit und Verärgerung zu schwanken und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich habe niemals gesagt, dass deine Arbeit in den letzten Wochen umsonst gewesen sein soll.“ Jetzt schien die Wut bei Sven überhand zu nehmen. „Du spinnst wohl, wenn du glaubst, mich dafür bezahlen zu müssen, dass ich einem Freund …“ Gelassen hielt Jake dem verärgerten Blick von Sven statt, nur seine Mundwinkel hoben sich deutlich. „Krieg dich wieder ein. Ich habe früher bereits mit meinen Nebentätigkeiten gutes Geld verdient. Das Honorar kommt vom FBI, die das Programm gekauft haben. Ich dachte, es wäre fair, wenn wir uns den Erlös teilen. Sicher, ich habe das Ganze programmiert, aber du hast den kompletten Inhalt und die ganzen logischen Verknüpfungen beigesteuert. Also reg dich ab und sei dankbar, dass wir deine Auszeit sinnvoll nutzen konnten. Joss hat einen Vertrag aufgesetzt, der sicherstellt, dass wir weitere, nette Lizenzeinnahmen einstreichen können, wenn das FBI das Programm nach einem Test flächendeckend einsetzt. Mark und Dirk haben sich irgendeine Firmenkonstruktion mit Sitz in Virginia und Ahrensburg ausgedacht, die garantieren soll, dass wir möglichst wenig Steuern zahlen.“ „Und wenn wir vom LKA oder der Navy irgendwann genug haben, können wir den Firmenzweck problemlos erweitern. Vielleicht ist das irgendwann der ideale Nachfolgejob für uns alle. Also sag brav ‚Danke’, steck den Scheck ein und überleg dir, was du mit dem Geld machen willst. Vermutlich jetzt doch das Haus kaufen, oder?“ Dirk stieß Sven energisch an, als dieser nicht reagierte. Geistesabwesend nickte Sven schließlich, starrte jedoch weiter auf den Scheck. Lächelnd nahm Stephan ihm das Papier aus der Hand, faltete es und steckte es ihm in die Hosentasche. „Nun reicht es. Die anderen werden langsam misstrauisch, was wir hier solange treiben.“ Endlich lächelte Sven, fuhr sich jedoch erneut mit der Hand durch die Haare. Alle grinsten sich an, aber keiner kommentierte es, dass Svens Haare wieder einmal in alle Richtungen abstanden. „Was für ein Tag …“ Svens Blick wurde ernst. „Und was für Freunde.“ Lächelnd hob er seine Bierflasche zu einem stummen Gruß, den sofort alle erwiderten.
© Stefanie Ross Impressum Datenschutz

Auf besonderen Wunsch, hier

der ursprünglich etwas längere

Junggesellen-Abschied aus

Hydra …

Mark hielt neben Dirk an der roten Ampel an, während Sven grüßend die Hand hob und sein Motorrad in die Linksabbiegerspur lenkte, um zu seiner und Brittas Wohnung zu fahren. Mark öffnete sein Visier und lehnte sich zu Dirk rüber, wollte gerade zu einer Frage ansetzen, als Jake sich zu ihm umdrehte und den Kopf schüttelte. Was hatte das denn nun wieder zu bedeuten? Sie konnten Sven doch nicht einfach nach Hause fahren lassen. Anscheinend sah Jake das anders. Die Ampel wurde grün und Jake hob lediglich grüßend die Hand Richtung Sven. Irritiert fuhr Mark ebenfalls an. Sie hatten die Kreuzung noch nicht überquert, als hinter ihnen ein Motor aufheulte. Jake blieb mitten auf der Fahrbahn stehen, blickte sich um und öffnete grinsend sein Visier. Dirk und er stoppten ebenfalls, alarmiert drehte sich Mark um. Ein schwarzer Kombi mit verdunkelten Scheiben näherte sich ihnen mit hohem Tempo, wechselte dann in die Abbiegerspur. Vor ihnen quietschten Reifen. Er fuhr herum. Ein ebenfalls schwarzer Mercedes hatte sich vor Sven quer auf die Straße gestellt. Sven hatte es gerade noch geschafft, einen Zusammenstoß zu verhindern, kämpfte noch mit dem Gewicht des schweren Motorrads, als drei Männer in schwarzen Kampfanzügen aus dem Wagen sprangen und Maschinenpistolen auf ihn richteten. Erschrocken griff Mark in seine Jackentasche, bevor er seine Sig Sauer herausgerissen hatte, war Jake bei ihm und legte ihm eine Hand auf den Arm. „Mensch, hör auf. Sieh genau hin.“ Aus dem schwarzen Kombi waren zwei ebenfalls Männer ausgestiegen, richteten Pistolen auf Sven. Alle Angreifer trugen schwarze Skimasken, die ihre Gesichter verdeckten. Mark betrachtete den Mann, der direkt vor Sven stand genauer, stieß dann langsam die angehaltene Luft aus. „Hast du davon gewusst? Ich bringe sie um und mit dir fange ich an.“ Jakes Grinsen wurde noch breiter. „Nein, ich wusste nur, dass sie etwas vorhatten. Sie hatten mich gebeten, mein Handy einzuschalten.“ Neben Mark nahm Dirk lachend seinen Helm ab. „Also damit habe ich nun nicht gerechnet. Ich glaube, sie sind verrückt geworden.“ Sven starrte immer noch erschrocken auf die Männer vor sich, drehte sich dann langsam um. Mit dem Mercedes vor sich und dem schwarzen Kombi hinter ihm, brauchte er gar nicht erst versuchen, an seine Waffe zu gelangen. Die Überzahl war beeindrucken im negativen Sinne. Er nahm den Helm ab und suchte fieberhaft nach einem Ausweg oder wenigstens einer Erklärung. Was wollten sie von ihm und wieso standen Mark, Dirk und Jake wie festgewachsen mitten auf der Kreuzung und redeten lediglich leise miteinander? Etwas Hilfe war offensichtlich zu viel verlangt. Wenn er sich nicht sehr irrte, amüsierten sie sich sogar. Sven bemühte sich, seine Ratlosigkeit zu verbergen, als einer der Männer jetzt dicht an ihn herantrat, seine Hand auf den Lenker legte und lässig mit der Waffe in der anderen Hand auf ihn zielte. „Falsche Richtung. Umdrehen und uns folgen. Entweder freiwillig oder …“ Der Mann hob seine MP5 etwas höher, trotz des Befehlstons schien der Typ ihn auszulachen, die Stimme klang zwar durch die Maske etwas etwas gedämpft, aber ... Langsam überwand Sven den Schock, sein Gehirn begann wieder zu arbeiten. Er erkannte jetzt, dass der Mann keine Standardversion der Heckler & Koch Maschinenpistole in der Hand hielt, sondern eine Spezialausführung mit integriertem Schalldämpfer, wie sie die SEALs benutzten. Ein Martinshorn heulte auf. Sven ignorierte den Kerl mit der MP5 und blickte über die Schulter. Der Kreuzungsbereich wurde nun von zwei Streifenwagen abgesperrt. Verkehrsteilnehmer wurden anscheinend freundlich aber bestimmt aufgefordert zu warten. Endlich ergab das Puzzle einen Sinn. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare, merkte wie der letzte Rest Spannung von ihm abfiel. Grinsend sah er seinen angeblichen Angreifer an. „Du spinnst total!“ Obwohl die blauen Augen des Mannes amüsiert glitzerten, hob er drohend die MP5. „Und du fährst in die falsche Richtung. Kommst du freiwillig mit?“ Langsam nickte Sven. „Sehr gut.“ Der Mann hob seinen linken Arm, machte eine kreisende Handbewegung und sofort sprangen die Männer wieder in ihre Fahrzeuge. Der Mann zwinkerte ihm zu. „Folge dem Kombi. Keine Tricks. Verstanden? Wäre doch schade um dich und deine schöne Maschine.“ „Ich bin doch nicht wahnsinnig und lege mich mit euch allen gleichzeitig an.“ „Das ist auch besser so.“ Während Sven seine Maschine wendete, musste er gegen das aufsteigende Lachen ankämpfen. Im Rückspiegel sah er, dass ihnen zumindest ein Streifenwagen in sicherem Abstand folgte. Wenig später hielt der Kombi vor Dirks Garage. Lachend stieg Sven von seinem Motorrad ab und ging auf den Fahrer des Mercedes zu, der hinter ihm angehalten hatte. „Verdammt noch mal, Pat, du hast mich zehn Jahre meines Lebens gekostet. Mindestens. Was macht ihr hier? Was soll das Ganze?“ „Wir haben heute ein wenig früher Schluss gemacht, weil wir wichtigeres zu tun haben.“ Aus dem Kombi waren jetzt Andi und Mike ausgestiegen. Andi legte Sven grinsend eine Hand auf die Schulter. „Du siehst aus, als ob die Überraschung gelungen wäre.“ Sven erwiderte wortlos das Grinsen, wusste nicht, was er zu diesem unerwarteten Überfall sagen sollte. Hinter dem Mercedes hielten jetzt Dirk, Mark und Jake, dicht gefolgt von dem Streifenwagen, der zur Begrüßung sein Martinshorn einmal laut aufheulen ließ. Dirk hielt sich lachend die Ohren zu und reckte sich. „Ich schätze, dass wird ein langer Abend.“ Schmunzelnd nickte Pat „Das ist der Plan. Fox hat für ausreichend Bier gesorgt und der Grill müsste auch soweit sein. Ich hoffe, du hast nichts dagegen, dass wir dein Haus in Beschlag genommen haben?“ „Natürlich nicht. Was ist mit den Frauen?“ „Das hier ist eine Männerveranstaltung. Wir hatten Alex eingeweiht, sie und Laura haben was Ähnliches für Britta organisiert. Aus Rücksicht auf CJ findet deren Party bei Laura und Mark statt.“ „Na hoffentlich ohne die Maschinenpistolen. Darüber reden wir noch.“ Mark zuckte dann lächelnd mit den Schultern. „Aber nicht heute.“ Fragend wandte sich Sven an seine Freunde. „Habt ihr davon gewusst?“ „Nein, nichts Genaues. Ich hatte eher damit gerechnet, dass sie sich für morgen etwas einfallen lassen. Mit so einem Spektakel hätte ich nicht gerechnet, das haben sie mir aus gutem Grund verschwiegen. Aber hast du ernsthaft gedacht, wir lassen dich heute Abend alleine?“ Mark sah ihn deutlich ironisch an. Bevor er dazu kam, entsprechend zu antworten, wurde Dirk von Matthias zur Seite geschoben. „Mach mal Platz, ich habe ältere Rechte. Manchmal ist Sven ein bisschen naiv, aber sonst Na, hast du dich von dem Schreck erholt? Selbst Schuld, wer sich solche Freunde aussucht, muss auch mit deren merkwürdigen Sinn für Humor leben. Hast du ernsthaft gedacht, du kommst ungeschoren davon?“ Wieder kam er nicht zum Antworten, stattdessen tauchte Stephan an seiner Seite auf und drückte ihm eine gut gekühlte Flasche Bier in die Hand. „Nun komm schon, die Nachbarn werden langsam unruhig.“ „Wir hätten doch noch einen Hubschrauber einsetzen sollen“, überlegte Pat laut. „Halt die Klappe, Pat, und lasst endlich die Waffen verschwinden. Du hast auch so schon einiges zu erklären.“ „Ich?“ Der Ire gab ein überzeugendes Bild völliger Unschuld ab, während Daniel und Tom plötzlich auffallend interessiert die Garagenauffahrt betrachteten und sich anscheinend nicht im Geringsten angesprochen fühlten. „Ich habe nur Befehle befolgt.“ Andi stellte sich einfach vor Pat. „Genau Mark und zwar unter anderem meine. Dies ist eine deutsche Aktion, bei der zur Abwechslung wir ein paar amerikanische SEALs um Unterstützung gebeten haben, schließlich kommt es nicht jeden Tag vor, dass einer von uns heiraten will. Wenigstens hat er nicht versucht, das Ganze heimlich durchzuziehen.“ Lächelnd winkte Mark bei der deutlichen Anspielung auf seine eigene Hochzeit ab. „Ich sag nichts mehr. Aber noch mal möchte ich mich nicht wiederholen: Lasst endlich diese verdammten Waffen verschwinden.“ „Aye, Sir.“ Dann funkelte Pat Andi eindeutig wütend an. „Ich habe dir schon mal gesagt, dass Sven zu uns gehört. Ist das jetzt klar? Ich habe ebenfalls keine Lust, mich dauernd zu wiederholen.“ Dirk hielt mittlerweile auch eine Flasche Bier in der Hand, schüttelte lächelnd den Kopf und legte Sven eine Hand auf die Schulter. „Ab morgen gehört er jedenfalls offiziell zu Britta und jetzt lasst uns endlich reingehen.“ Als Sven sah, dass sich nicht nur das komplette SEAL-Team sondern auch Andis Männer und einige seiner Kollegen auf Dirks Terrasse aufhielten, musste er schlucken. Damit hatte er nicht gerechnet. Dirk hatte seine Gedanken offenbar erraten, er boxte ihm leicht in den Rücken. „Wie Matthias schon gesagt hat: Manchmal bist du etwas naiv. Verdammt, ich glaube, Pat und Andi streiten sich schon wieder, zu wem du jetzt gehörst. Wird Zeit, dass ich das endgültig kläre.“ „Und an was hast du gedacht?“ Ungläubig schüttelte Dirk den Kopf und schlug ihm fest auf die Schulter. „Musst du das wirklich fragen? Natürlich zu mir, Partner.“ Schmunzelnd sah Sven zu, wie sich zunächst eine hitzige Diskussion zwischen den Dreien entwickelte, die wenig später damit endete, dass drei Bierflaschen grinsend gegeneinander geschlagen und zu einem Gruß in seine Richtung erhoben wurden. Stephan wollte gerade Sven ansprechen, als Matthias ihn zur Seite schob und Sven einen Arm um die Schulter legte und mit dem anderen eine weit ausholende Geste machte. „Sieh dich um, das alles hast du im Prinzip mir zu verdanken.“ „Wieso dir?“ „Stell dir vor, ich wäre damals nicht zur Fischküche gefahren und hätte mir meinen schönen Streifenwagen zerschießen lassen. Wo wärst du dann wohl heute?“ Das war natürlich auch eine Logik. Sven schmunzelte. „Ich dachte, ihr hättet einen Funkspruch von der Leitstelle erhalten, sollte ich mich dann nicht eher bei denen bedanken?“ Stephan hatte nicht die geringste Lust, seine Neugier zu zügeln. „Sag mal, wovon redet ihr überhaupt?“ Matthias hob mit einem boshaften Grinsen seine Bierflasche. „Na, davon, wie das alles hier begann. Habe ich dir eigentlich schon erzählt, wie unser Held hier, es ganz alleine mit zwei Terroristen der Al-Quaida aufnehmen wollte?“ Sven stöhnte und versetzte Matthias einen Rippenstoß. „Hör endlich auf damit oder du erlebst den morgigen Tag nicht mehr. Weißt du eigentlich, wie oft ich mir das von Dirk schon anhören musste?“ Stephan erinnerte sich an eine Bemerkung von Dirk und grinste breit. „Lass mich raten, die beiden Tangos waren Mark und Dirk.“ „Richtig und unterstützt wurden sie von einer sehr gefährlichen Komplizin: Alex. Schade nur, dass unser Held nicht in den Rückspiegel gesehen hat, denn sie waren natürlich nicht ohne Jake als Rückendeckung unterwegs.“ „Ich schwöre dir, ich schlage zu“, drohte Sven. Gespielt ängstlich hob Matthias die Hände und zwinkerte Stephan zu. „Der Abend ist ja noch lang und es gibt Storys, die kann man gar nicht oft genug erzählen.“ „Die Gelegenheit werde ich mir nicht entgehen lassen. Ich komm darauf zurück, Matthias.“ Dann wurde Stephans Aufmerksamkeit abgelenkt. Drei weitere Männer betraten den Garten, einen kannte er, während ihm die anderen unbekannt waren. Sven hatte bisher nichts bemerkt, da er in einen weiteren verbalen Schlagabtausch mit Matthias verstrickt war. „Sven, sieh mal dahinten. Wer sind die beiden Typen, die Joss begleiten?“ „Joss?“ Svens Blick wanderte schnell über die Terrasse und lächelte dann. „Die Überraschungen nehmen kein Ende.“ Eilig ging er auf die Neuankömmlinge zu und begrüßte sie sichtlich überrascht und erfreut zugleich. Wenn Stephan die Haltung und die Art und Weise, wie die Männer schnell ihre Umgebung überprüft hatten, richtig interpretierte, waren sie ebenfalls nicht in normalen Berufen tätig. Nachdem Sven seine Frage überhört hatte, sah Stephan Matthias fragend an, der aber nur eine Schulter hochzog und den Kopf schüttelte. „Keine Ahnung.“ Joss’ Auftauchen überraschte ihn nicht, nach den ersten Startschwierigkeiten hatten Sven und er sich gut verstanden. Eigentlich kein Wunder, beide hatten mit dem Verlust ihrer Frauen und Kinder fertig werden müssen und sehr ähnlich auf den Schicksalsschlag reagiert. „Alles in Ordnung? Du wirkst so nachdenklich. Wenn es dir zuviel wird, kannst du dich jederzeit zurückziehen“, bot Dirk ihm an, der plötzlich neben ihm stand. Stephan wandte den Kopf nicht zu Dirk um, sondern schüttelte lediglich den Kopf. „Nein, im Gegenteil. Ich hätte selbst nicht gedacht, dass mir so eine Feier gefällt.“ Stephan grinste spöttisch. „Einige Gesichter kenne ich ja schon und es erleichtert die Sache, dass ich weder als Beamter im Außenministerium noch als Drogendealer auftreten muss. Ich musste nur gerade an Joss’ und Svens Vergangenheit denken.“ Dirks Blick wanderte zu Joss. „Niemand sollte so etwas alleine durchstehen müssen. Wenigstens hat Matthias damals dafür gesorgt, dass Sven keinen Blödsinn macht.“ „Stimmt.“ Dirk nahm einen großen Schluck Bier und seufzte dann. „Es ist noch gar nicht lange her, da war Nataschas Mann der Einzige, den ich als Freund bezeichnet hätte. Und jetzt gibt es mehr als eine Handvoll Männer, mit denen ich so eng befreundet bin, dass ich ihnen jederzeit mein Leben anvertrauen würde. Schon verrückt.“ Dirk setzte erneut die Bierflasche an den Mund und lächelte dann. „Vielleicht ist das der Ausgleich, den man braucht, um mit der Gefahr und dem Risiko fertig zu werden. Keine Ahnung, aber es gefällt mir jedenfalls wesentlich besser als früher, auch wenn ich damals nicht mal wusste, was mir gefehlt hat.“ Grinsend schüttelte Dirk den Kopf. „Vergiss es, ich hätte lieber erst was essen sollen und dann zum Bier greifen. Ich erspare dir ab jetzt weitere philosophische Weisheiten.“ Stephan hob seine eigene Bierflasche und schlug sie gegen Dirks. „Brauchst du nicht. Ich verstehe nur zu gut, was du meinst.“ Sie wechselten einen Blick, in dem stummes Verständnis lag. Dann hob Stephan seine Flasche. „Auf die Freundschaft.“ Grinsend stießen sie ihre Flaschen gegeneinander. „Also gut, nachdem wir das geklärt waren, entscheide dich: Erst essen oder soll ich dir die Beiden vorstellen? Okay, vergiss es. Da kommen sie schon.“ Einer der beiden Neuankömmlinge kam direkt auf sie zu, während der andere stehen blieb und ein paar Worte mit Pat wechselte. Der Mann legte Dirk herzlich die Hand auf die Schulter und sah sich dann übertrieben ängstlich um. „Wo ist er?“ „Das nenne ich mal eine Begrüßung. Reg dich ab, Dell, Tim ist bei Alex, du bist in Sicherheit. Jedenfalls bis Morgen. Schön, dich zu sehen. Die Überraschung ist dir geglückt.“ „Glaubst du, ich lasse mir die Gelegenheit entgehen? Was meinst du, warum ich dich so gelöchert habe, wann der ganze Spaß hier losgeht. Und was du nicht wusstest, habe ich mir von Pat geholt. Unser Boss ist übrigens auch hier, war aber so rücksichtsvoll uns heute Abend in Ruhe zu lassen.“ „Jetzt sag nicht, Jim feiert mit den Frauen?“ Ein amüsierter Blick traf Dirk. „Wie viel hast du schon getrunken? Das kann doch nicht dein Ernst sein. Soweit ich mitbekommen habe, hat er eine Verabredung mit einem Typen, der einen unaussprechlichen Namen hat. Muss aber irgendein hohes Tier bei der Polizei sein. Tann … Tannhouse …“ „Oh Shit. Tannhäuser, unser Chef. Das muss nicht unbedingt sein.“ Dirk verschluckte sich prompt und fing an zu husten. Grinsend wandte Dell zu Stephan um. „Übrigens, ich bin …“ Dell brach ab, stutzte und lächelte dann. „Ach so, wir kennen uns ja schon.“ Stephan fuhr sich verwirrt durch die Haare und wollte gerade ablehnend den Kopf schütteln, als er genauer hinsah. Der Mann mit den braunen Augen und den dunkelblonden Haaren kam ihm auf den zweiten Blick bekannt vor, aber er ihm fiel weder der Name ein, noch der Zeitpunkt ihrer Begegnung. „Mir kommt es zwar auch vor, als ob wir uns bereits getroffen hätten, aber das ist auch alles.“ Verlegen zuckte er mit den Schultern. „Derrick Monroe, aber ich werde üblicherweise Dell genannt. Wir haben uns letztes Jahr fast am selben Ort getroffen, allerdings unter unerfreulichen Umständen. Die Schießerei in Dirks Wohnzimmer ...“ „Stimmt, jetzt erinnere mich. Du bist der SEAL, der Tim auf dem Arm hatte. War ein netter Anblick.“ Dell rollte mit den Augen. „Lieber drei Tangos als diesen Quälgeist.“ Das Lächeln und der Ton des SEALs zeigten deutlich, dass er dies nicht ernst meinte. „Gehörtest du damals zu Marks Team?“ Mittlerweile war auch der zweite Mann näher gekommen und hatte bereits leise mit Dirk gesprochen, mischte sich nun aber in ihr Gespräch ein. „Nein, zu meinem. Allerdings war ich durch das Scheißgas damals außer Gefecht gesetzt und nicht dabei. Kenneth Milton oder Rage. Du bist der Typ, der auch etwas davon abbekommen hat, oder?“ Stephan nickte, als er die Zusammenhänge begriff und konnte nicht verhindern, dass ihn ein kalter Schauer bei der Erinnerung den Rücken hinab lief. „Ja, das ist keine Sache, an die ich mich gerne erinnere.“ Bei dem offenen Eingeständnis milderte ein warmes Lächeln die ansonsten eher scharfen Gesichtszüge des Mannes und er wirkte sympathisch. „Geht mir auch so.“ „Jetzt tut nicht so, als ob ihr die Einzigen gewesen wärt und wechselt endlich das Thema“, forderte Dell, dann wandte er sich ironisch an Rage. „Hast du eigentlich daran gedacht, dass Paket aus dem Kofferraum zu nehmen?“ „Ich dachte, du …“ „Falsch gedacht. Du weißt ja, wo der Wagen steht, Boss.“ Rage funkelte Dell aufgebracht an, was dieser komplett ignorierte und sich stattdessen gut gelaunt mit Dirk unterhielt. Kaum war Rage wütend Richtung Parkplatz gestapft, grinste Dell breit. „Kein Wunder, dass er und Sven sich gut verstehen. Ich dachte, er tobt los.“ „Das hätte passieren können. Du lebst anscheinend immer noch gerne gefährlich“, stellte Dirk grinsend fest. „Sicher, er braucht ab und zu einen Dämpfer und es war eindeutig sein Job, an das Ding zu denken.“ Dells Augenzwinkern nahm seinen Worten die Schärfe. „Worum geht es überhaupt?“, erkundigte sich Stephan. „Keine Ahnung. Wir spielen nur Postbote für den NCIS.“ „Brownie?“, hakte er nach „Ja, wer sonst? Der wäre wohl gerne mitgekommen, hatte aber keine Chance, aus Norfolk wegzukommen. Irgendwo brennt es ganz gewaltig. Ich glaube, Reese ist da auch irgendwie eingeschaltet, aber mehr ist nicht bekannt.“ „Reese und Brownie arbeiten zusammen?“ Dirks Augenbraue wanderte deutlich hoch, ehe er lächelte. „Das stelle ich mir interessant vor. Dell nickte sofort und auch Stephan hatte keine Probleme, die Anspielung zu verstehen. Sven kam zurück und sah sie fragend an. „Anscheinend habt ihr euch schon bekannt gemacht. Was habt ihr mit Rage angestellt? Einer aus Andis Team ist zur Seite gehechtet, so aufgebracht ist er zur Garage gestürmt.“ „Ein klares Zeichen dafür, dass die Jungs von der KSK mehr Mut brauchen“, schloss Dell. „Oder die SEALs mehr Beherrschung“, konterte Andi, der ebenfalls näher gekommen war. „Auf der anderen Seite, sieht’s bei der deutschen Polizei ja auch nicht unbedingt besser aus.“ Andi grinste Sven fröhlich an, während sich jetzt auch noch Mark einmischte: „Zum Thema Beherrschung hätte ich nach euerm heutigen Auftritt allerdings noch einiges zu sagen.“ Die Männer grinsten sich an und wahrscheinlich hätte es in einem heftigen verbalen Schlagabtausch geendet, wenn nicht Rage mit einem Karton zurückkehrte, den er unverzüglich Sven in die Hand drückte. „Hier, aufmachen. Ich will wissen, was ich um die halbe Welt geschleppt habe.“ Ironisch tippte sich Sven an die Stirn. „Gleich oder sofort, Lieutenant?“ „Jetzt mach schon. Ich bin auch neugierig.“ Dirk sah aus, als ob er es selbst übernehmen würde, wenn Sven nicht endlich der Aufforderung nachkommen würde. Vergeblich zerrte Sven zunächst an dem Klebeband und nahm schließlich dankbar das Taschenmesser, das Jake ihm hinhielt. Während Sven immer noch mit der Verpackung kämpfte, ließ Stephan seinen Blick langsam über die Männer wandern und stellte fest, wie sehr er das Zusammensein mit ihnen allen genoss. Sämtliche Vorbehalte, die er gegen den Abend gehabt hatte, waren weg und entspannt wartete er auf das nächste Wortgefecht. Sven überflog einen handgeschriebenen Zettel, faltete ihn jedoch so rasch zusammen und verstaute ihn in seiner Hosentasche, dass niemand Gelegenheit bekam, den Text zu lesen. Auf seinem Gesicht breitete sich ein Grinsen aus, als er den letzten Rest des Packpapiers abriss und ein kleiner, aber teuer aussehender Camcorder sichtbar wurde. Dirk und Jake, die Technikfreaks, sahen aus, als ob die das Gerät am Liebsten sofort ausprobiert hätten, während Sven und Mark ein flüchtiges Lächeln tauschten. „Nette Geste unseres gemeinsamen Freundes und Humor hat er auch“, kommentierte Sven das Geschenk. Mark nickte lächelnd. „Du zum Glück auch.“ Stephan entging nicht, wie zufrieden Jake und Dirk dem kurzen Wortwechsel gefolgt waren und wie geschickt Sven das Wort ‚gemeinsamer Freund’ betont hatte. Da er mittlerweile die ganze Geschichte kannte, verstand er die tiefere Bedeutung sofort und bewunderte Sven dafür, wie unauffällig Sven Mark mitteilte, dass der Konflikt zwischen ihm und Brownie endgültig beigelegt war, ohne, dass einer der nicht eingeweihten SEALS oder KSK-Soldaten dies mitbekam. Als sich jetzt Joss näherte, wurde er von Jake mit einem ironischen Lächeln begrüßt. „Hast du die Sachen endlich mitgebracht?“ „Ja. Entschuldige, dass es etwas länger gedauert hat, aber …“ Diesmal wartete Stephan bereits auf das kollektive Stöhnen, das prompt einsetzte, als der DEA-Agent wieder einmal zu einer Entschuldigung ansetzte. Lächelnd winkte Joss ab und schwieg, während er Jake fragend ansah. Beinahe unmerklich schüttelte Jake den Kopf, anscheinend verstanden Dell und Rage die wortlose Aufforderung. „Verdammt, immer wenn es interessant wird, aber ich habe begriffen, dass wir überflüssig sind. Wir eh Zeit, für Biernachschub zu sorgen“, verkündete Dell. Andi schloss sich sofort an, als Stephan sich jedoch ebenfalls abwenden wollte, wurde er von Jake zurück gehalten. „Bleib ruhig. Ich wollte nur nicht, dass es alle mitbekommen.“ Joss griff in die Tasche und holte einen Umschlag hervor, den er zunächst Jake reichte. Der SEAL warf einen schnellen Blick hinein und lächelte zufrieden, ehe er sich an Sven wandte. „Gib das Spielzeug Dirk und dann sieh dir das an. Das offizielle Geschenk von uns gibt es morgen, aber unser Anwalt hat mir das hier mitgebracht.“ „Wieso unser Anwalt? Wovon redest du?“ Ratlos gab Sven den Camcorder mit einem letzten bedauernden Blick an Dirk weiter und griff nach dem Umschlag. „Vermutlich meint er mich. Ich vertrete euch mittlerweile“, erklärte Joss, obwohl Sven danach auch nicht verständnisvoller wirkte. „Jetzt übertreib nicht, Joss. Mark und ich sind ebenfalls für die Beiden tätig“, mischte sich Dirk ein, während er verschiedene Knöpfe an der Camera testete. „Wenn das nur ein Ablenkungsmanöver von euch ist, um an mein neues Spielzeug ranzukommen.“ „Würden wir nie tun.“ Jakes begehrlicher Blick besagte allerdings das genaue Gegenteil. Mit nachdenklich gerunzelter Stirn zog Sven einen Scheck aus dem Umschlag und kniff die Augen zusammen. Stephan erkannte die Zahl und stieß einen leisen Pfiff aus. „Nicht schlecht. Fünfzigtausend Dollar vom …“ Stephan entzifferte den Stempel und unterbrach sich erstaunt. „Vom FBI. Wofür? Ach so Klar, ich verstehe …“ Stephan hatte mitbekommen, dass Sven einen Großteil ihrer Erholungszeit zusammen mit Jake verbracht hatte, um irgendein Auswertungstool für Datenbanken zu entwickeln. „Da hast du mir einiges voraus. Was soll das? Ist das ein Scherz?“ Sven schien zwischen Ratlosigkeit und Verärgerung zu schwanken und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich habe niemals gesagt, dass deine Arbeit in den letzten Wochen umsonst gewesen sein soll.“ Jetzt schien die Wut bei Sven überhand zu nehmen. „Du spinnst wohl, wenn du glaubst, mich dafür bezahlen zu müssen, dass ich einem Freund …“ Gelassen hielt Jake dem verärgerten Blick von Sven statt, nur seine Mundwinkel hoben sich deutlich. „Krieg dich wieder ein. Ich habe früher bereits mit meinen Nebentätigkeiten gutes Geld verdient. Das Honorar kommt vom FBI, die das Programm gekauft haben. Ich dachte, es wäre fair, wenn wir uns den Erlös teilen. Sicher, ich habe das Ganze programmiert, aber du hast den kompletten Inhalt und die ganzen logischen Verknüpfungen beigesteuert. Also reg dich ab und sei dankbar, dass wir deine Auszeit sinnvoll nutzen konnten. Joss hat einen Vertrag aufgesetzt, der sicherstellt, dass wir weitere, nette Lizenzeinnahmen einstreichen können, wenn das FBI das Programm nach einem Test flächendeckend einsetzt. Mark und Dirk haben sich irgendeine Firmenkonstruktion mit Sitz in Virginia und Ahrensburg ausgedacht, die garantieren soll, dass wir möglichst wenig Steuern zahlen.“ „Und wenn wir vom LKA oder der Navy irgendwann genug haben, können wir den Firmenzweck problemlos erweitern. Vielleicht ist das irgendwann der ideale Nachfolgejob für uns alle. Also sag brav ‚Danke’, steck den Scheck ein und überleg dir, was du mit dem Geld machen willst. Vermutlich jetzt doch das Haus kaufen, oder?“ Dirk stieß Sven energisch an, als dieser nicht reagierte. Geistesabwesend nickte Sven schließlich, starrte jedoch weiter auf den Scheck. Lächelnd nahm Stephan ihm das Papier aus der Hand, faltete es und steckte es ihm in die Hosentasche. „Nun reicht es. Die anderen werden langsam misstrauisch, was wir hier solange treiben.“ Endlich lächelte Sven, fuhr sich jedoch erneut mit der Hand durch die Haare. Alle grinsten sich an, aber keiner kommentierte es, dass Svens Haare wieder einmal in alle Richtungen abstanden. „Was für ein Tag …“ Svens Blick wurde ernst. „Und was für Freunde.“ Lächelnd hob er seine Bierflasche zu einem stummen Gruß, den sofort alle erwiderten.