Turnzwerge
Als kleine Erinnerung an ein paar unvergessliche Kursteilnehmer …
Das
Bewusstsein,
das
er
sich
im
Unrecht
befand,
hob
seine
Stimmung
nicht
gerade.
Frustriert
fuhr
sich
Dirk
mit
der
Hand
durch
die
Haare,
den
Blick
misstrauisch
auf
seinen
Sohn
gerichtet,
der
ihn
erwartungsvoll
aus
strahlenden
Kinderaugen
anlachte.
Tim
ahnte
zum
Glück
nicht,
dass
sein
Vater
sich
ausnahmsweise
wünschte,
er
wäre
ganz
weit
weg.
Wobei
es
Dirk
im
Moment
ausgesprochen
egal
war,
ob
er
sich
selbst
einige
hundert
Kilometer
von
Zuhause
entfernt
aufhielt
oder
seine
Frau
mit
ihrem
Sohn.
„Jetzt hör doch mal zu, Alex. Das ist doch völlig …“
Zunächst
hatte
es
ausgesehen,
als
ob
seine
Frau
völlig
unbeeindruckt
weiter
ihre
Jacke
zuknöpfen
wollte,
jetzt
riss
sie
den
Kopf
hoch
und
blitzte
ihn
aus
ihren
tiefblauen
Augen
so
wütend
an,
dass
er
unwillkürlich
einen
Schritt
zurückwich.
„Wir
reden
hier
über
vier oder fünf Stunden. Ich weiß wirklich nicht, wo das Problem ist.“
„Im Prinzip gibt es keins, aber ich wusste doch nicht …“
Ihr
ausgestreckter
Zeigefinger
landete
hart
auf
seiner
Brust.
„Was
kann
ich
dafür,
wenn
du
mir
nie
zuhörst
und
dich
anscheinend
auch
sonst
nicht
im
Geringsten
dafür
interessiert,
was
wir den ganzen Tag machen.“
„Das ist doch nicht wahr. Ich habe nur vergessen ...“
„Man kann nichts vergessen, was man nie gewusst hat.“
Dirk
verhinderte
mühsam,
dass
er
genervt
mit
den
Augen
rollte.
Sie
konnte
wohl
kaum
von
ihm
verlangen,
dass
er
ihre
sämtlichen
Termine
im
Kopf
hatte.
„Ich
bin
ja
bereit,
auf
Tim
aufzupassen,
aber
nicht …“
„Ich
denke,
du
schuldest
mir
einiges
mehr,
als
diese
paar
Stunden.“
„Wie meinst du denn das jetzt?“
„Wann
haben
wir
denn
das
letzte
Mal
etwas
zu
zweit
gemacht?
Oder
wie
viel
Zeit
hast
du
denn
in
den
letzten
Wochen
mit
uns
verbracht?“
„Ich
kann
doch
nichts
dafür,
dass
wir
…“
Wieder
bohrte
sich
ihr
Zeigefinger schmerzhaft in seine Brust. „Hey, langsam, es reicht …“
„Dann
halt
lieber
den
Mund.
Ich
werfe
dir
nicht
vor,
dass
du
zusammen
mit
Sven
diesen
Bauunternehmer
ins
Gefängnis
gebracht
hast,
aber
ansonsten
solltest
du
dir
vielleicht
an
deinen
Freunden ein Beispiel nehmen.“
Ehrlich
verwirrt
und
komplett
ratlos
hob
Dirk
die
Hände
leicht
an. „Ich gebe es auf. Erklär mir, was du meinst.“
„Wieso
musstest
du
unbedingt
die
letzten
beiden
Wochenenden
mit Mark und seinem Team in Dänemark verbringen?“
„Du
weißt
doch,
dass
das
eine
einmalige
Chance
war,
außerdem
war Sven dabei.“
„Als
ob
ihr
beim
LKA
unbedingt
wissen
müsst,
wie
man
sich
mit
einem
Fallschirm
aus
dem
Flugzeug
schmeißt.
So
ein
Blödsinn,
ihr
habt
euch
da
oben
doch
nur
eine
schöne
Zeit
gemacht,
während
Stephan sich um seine Frau gekümmert hat.“
Damit
lag
Alex,
zumindest
was
die
Abendstunden
anging,
gar
nicht
falsch,
was
er
jedoch
lieber
nicht
zugeben
würde.
Er
hing
an
seinem
Leben.
„Aber
nur,
weil
er
den
Springerschein
schon
hat.
Außerdem
kannst
du
das
doch
gar
nicht
vergleichen,
sie
sind
eben
noch
frisch
…“
Schnell
unterbrach
er
sich,
als
der
Blick
seiner
Frau
sich
von
drohend
zu
tödlich
wandelte.
„Also
gut,
Stephan
hat
sich
in
letzter
Zeit
mehr
um
Shara
gekümmert,
aber
Sven
…“
Der
Ausdruck
in
Alex
Augen
sagte
ihm
deutlich,
dass
der
Versuch,
sich
hinter Sven zu verstecken, komplett fehlgeschlagen war.
„Sven
ist
die
letzten
beiden
Wochen
nicht
dreimal
abends
noch
nach
Rostock
zum
Nahkampftraining
gefahren,
sondern
hat
die
Zeit mit Britta und Jan verbracht.“
„Das
war
doch
nur
eine
Ausnahme,
weil
zufällig
dieser
japanische
Trainer
…
du
kannst
dich
doch
nicht
wirklich
beschweren,
davor
waren
wir
zusammen
am
Strand
und
in
der
Schwimmhalle …“
„Das
nennst
du
zusammen?
Wir
sitzen
mit
den
Kindern
am
Strand,
während
ihr
mit
Jet-Skiern
übers
Wasser
jagt,
die
zufällig
neuerdings
bei
der
KSK
und
den
SEALs
zur
Ausrüstung
gehören?
Beim
Grillen
danach
habt
ihr
doch
nur
über
diese
stinkenden,
lärmenden
Dinger
geredet.
Und
in
der
Schwimmhalle
durften
Laura
und
ich
mit
den
Kindern
im
Planschbecken
toben,
während
du
mit
Mark
im
großen
Becken
deine
Bahnen
gezogen
hast.
Wirklich
sehr
familiär.
Aber
wenigstens
nimmt
sich
Mark
im
Gegensatz zu dir in der Woche ausreichend Zeit für seine Familie.“
Wahrscheinlich
war
es
der
falsche
Zeitpunkt,
Alex
daran
zu
erinnern,
dass
sie
die
kleinen
Wasserflitzer
selbst
gerne
ausprobiert
hätte
und
nur
deshalb
so
sauer
war,
weil
Andi
und
Mark
dies
strikt
abgelehnt
hatten.
„Also
gut,
ich
verstehe,
was
du
meinst, ich werde …“
„Vergiss
es.
Das
glaube
ich
erst,
wenn
ich
es
sehe.
Aber
gut,
ich
bin einverstanden!“
Alex
Ton
passte
nicht
zu
ihren
Worten.
Mit
misstrauisch
gerunzelter
Stirn
versuchte
Dirk,
ihren
Gesichtsausdruck
zu
interpretieren. „Einfach so?“
„Ja
sicher
doch.
Wenn
du
damit
leben
kannst,
dass
Sven
dich
für
einen
Feigling
hält.
Ich
kann
mir
nicht
vorstellen,
dass
er
auch
so
einen Aufstand gemacht hat. Aber gut, das ist deine Sache.“
Gut,
das
war
kein
Problem,
sein
Freund
würde
ihn
niemals
für
einen
Feigling
halten,
dafür
kannten
sie
sich
zu
gut.
Plötzlich
sah
der
Nachmittag
gar
nicht
mehr
so
fürchterlich
aus.
Sie
würden
die
Kinder
im
Wohnzimmer
spielen
lassen,
ein
paar
Süßigkeiten
hinstellen
und
konnten
sich
dann
in
sein
Arbeitszimmer
zurückziehen.
Sein
neues
Computerspiel
war
beeindruckend
und
würde Sven garantiert gefallen.
Anscheinend
war
er
zu
abgelenkt,
ihn
hätte
Alex’
Gesichtsausdruck
warnen
müssen.
Mit
einem
liebevollen
Lächeln
beugte
sie
sich
zu
Tim
hinab
und
küsste
ihn.
„Tschüß,
mein
Schatz.
Ich
bin
bald
wieder
da
und
sei
nicht
böse,
dass
Papa
mit
dir
nicht
zum Kinderturnen will.“
Ehe
er
etwas
sagen
konnte,
verschwand
das
Lachen
aus
Tims
Gesicht.
Die
Mundwinkel
des
kleinen
Jungen
zuckten
bedenklich,
riesige
Kullertränchen
rollten
die
Wangen
hinab
und
ein
ohrenbetäubendes
Geschrei
brachte
sein
Trommelfell
zum
Vibrieren.
Dirk
warf
Alex
einen
Blick
zu,
vor
dem
ein
Terrorist
weggelaufen
wäre,
aber
seine
Frau
winkte
ihm
lediglich
zu
und
zog
die
Haustür
hinter sich ins Schloss.
„Komm
schon,
Tim.
Beruhig
dich.
Natürlich
fahren
wir
gleich
mit
Jan
zum
Kinderturnen.
Deine
Mutter
hat
da
etwas
falsch
verstanden.“
Zuerst
verstummte
das
Geschrei,
dann
das
Schniefen.
„Wirklich?“
„Natürlich,
mein
Kleiner.“
Aber
erst
würde
er
Natascha
anrufen,
die
Staatsanwältin
wusste
bestimmt,
welche
Strafe
darauf
stand,
seine Frau umzubringen.
Alex
holte
den
Autoschlüssel
aus
ihrer
Jackentasche
und
atmete
erleichtert
auf,
als
Tims
Gebrüll
verstummte.
Wieso
musste
Dirk
nur
so
tun,
als
ob
sie
sonst
was
von
ihm
verlangte?
Gut,
zugegeben,
sie
und
Britta
hatten
ihren
kinderfreien
Nachmittag
bewusst
so
gewählt,
dass
ihre
Männer
zum
Kinderturnen
gehen
mussten.
Während
die
Kinder
dort
ihren
Spaß
hatten,
waren
Britta
und
sie
immer
heilfroh,
wenn
die
sechzig
Minuten
endlich
vorbei
waren.
Sie
hatte
keine
Ahnung,
wer
von
ihnen
zuerst
auf
die
Idee
gekommen
war,
aber
der
Gedanke
war
einfach
zu
verführerisch
gewesen,
ihren
Männern
den
ungeliebten
Nachmittagstermin
aufs
Auge zu drücken.
Automatisch
wollte
sie
zu
ihrem
Kombi
gehen
und
zögerte
dann,
während
sich
ein
Lächeln
auf
ihrem
Gesicht
ausbreitete.
Falsch,
den
konnte
Dirk
nehmen.
Schließlich
hatte
er
sich
geweigert,
den
Kindersitz
umzubauen.
Sie
hatte
gerade
die
Fahrertür
geöffnet,
als
ein
BMW
mit
quietschenden
Reifen
neben
ihr
anhielt.
Sven
warf
ihr
einen
Blick
zu,
der
nicht
im
Geringsten
freundlich
war,
sondern
viel
mehr
darauf
hindeutete,
dass
er
gerade
erst
einen
seiner
berühmten Wutanfälle in den Griff bekommen hatte.
„Wirklich,
großartiges
Timing
von
euch“,
knurrt
er
sie
statt
einer
Begrüßung
an,
während
Jan
aus
dem
Wagen
kletterte.
Svens
Augen
verengten
sich
zu
drohenden
Schlitzen.
„Viel
Spaß
mit
Dirks
Wagen
und
wenn
du
auch
nur
daran
denken
solltest,
sein
Baulicht
zu
benutzen, verpasse ich dir einen Strafzettel, der es in sich hat.“
„Danke
für
die
nette
Begrüßung,
Sven.
Wenn
du
fertig
bist,
mich
anzubrüllen, solltest du vielleicht Jans Trinkflasche zudrehen.“
Sven
fuhr
herum
und
stieß
einen
wütenden
Fluch
aus,
als
er
entdeckte,
dass
Jan
interessiert
beobachtete,
wie
der
Apfelsaft
in
den Fußraum des BMWs tropfte.
Für
den
Moment
war
das
Experiment
vergessen,
unschuldig
blickte Jan zu seinem Vater auf. „Was hast du gesagt? Bist du böse?“
Alex
wartete
die
Antwort
nicht
mehr
ab,
da
sie
eine
ungefähre
Vorstellung hatte, wie ihr Grinsen auf Sven wirken würde.
Dirk
rammte
den
Rückwärtsgang
rein
und
trat
im
nächsten
Moment
hart
auf
die
Bremse.
Das
durfte
doch
nicht
wahr
sein.
Er
hatte
seine
Absicht,
in
die
freie
Parklücke
neben
Sven
einzuparken
nun
mehr
als
deutlich
gemacht.
Anscheinend
interessierte
das
den
Fahrer
des
alten
Passats
nicht
im
Geringsten.
Seine
Stimmung
verschlechterte
sich
weiter,
als
er
Alex’
Kombi
mühsam
in
die
nächste
freie,
weitaus
engere
Parklücke
rangierte.
Dirk
atmete
erleichtert
auf,
als
Tim
endlich
aus
dem
Kindersitz
geklettert
war
und erstmal zu Jan stürmte.
„Ich könnte Alex umbringen.“
„Wenn
du
schon
dabei
bist,
mach
bei
Britta
weiter
und
diesen
Idioten
kannst
du
auch
noch
auf
die
Liste
setzen.“
Sven
deutete
mit
der Hand auf den Passat.
Der
Mann
stand
in
einiger
Entfernung
mit
einem
weiteren
Mann,
zwei
Kleinkindern
und
zwei
Frauen
und
rauchte.
Das
die
Kinder
dabei
einen
Großteil
des
schädlichen
Qualms
abbekamen,
schien ihn nicht weiter zu stören.
Dirk
warf
der
Gruppe
einen
schnellen
Blick
zu
und
verzog
das
Gesicht.
„Wenigstens
brauchen
wir
nicht
zu
befürchten,
dass
diese
Typen gleich bei diesem Scheißturnen auftauchen.“
Sven
fragte
nicht
nach,
sondern
verstand
ihn
auch
ohne
weitere
Erklärung, die Figuren der Frauen waren … unbeschreiblich.
„Was
hast
du
gesagt,
Papa?“,
fragend
sah
Tim
ihn
an.
„Das
heißt
nicht
Scheißturnen,
das
heißt:
Kinderturnen“,
verbesserte
der
Junge dann seinen Vater.
Während
Sven
plötzlich
mit
einem
Hustenanfall
kämpfen
musste, sah Dirk sich den Wagen genauer an.
Sven trat neben ihn. „Was ist los? Der Aufkleber?“
Grinsend
schüttelte
Dirk
den
Kopf,
obwohl
sowohl
er
als
auch
Sven
beide
begeisterte
Motorradfahrer
waren,
wären
sie
nie
auf
die
Idee
gekommen,
sich
deshalb
einen
auffälligen
Schriftzug
‚Biker’
aufs
Auto
zu
kleben.
„Nein.
Der
muss
es
ja
ziemlich
nötig
haben,
wenn
er
sein
Hobby
auf
diese
Weise
kund
tut.
Vielleicht
gibt
es
Diskomiezen,
die
darauf
stehen.
Der
TÜV
ist
bereits
seit
sechs
Monaten
abgelaufen
und
ich
bezweifele,
dass
die
Karre
noch
mal
eine Plakette bekommt. Wenn er mich noch mehr ärgert, dann …“
Diesmal
gab
sich
Sven
keine
Mühe,
sein
Lachen
zu
verbergen,
sondern
amüsierte
sich
offen.
„Na,
komm,
lass
uns
sehen,
dass
wir
unbeschadet
diese
Veranstaltung
überstehen
und
dann
machen
wir es uns bei dir zuhause gemütlich.“
Misstrauisch
betrachtete
Dirk
wenig
später
die
auf
dem
Boden
verstreuten
Kissen.
Während
er
noch
nach
einer
halbwegs
bequemen
Sitzposition
suchte
und
sich
fragte,
wieso
man
eine
Turnstunde
sitzend
begann,
hatte
Sven
plötzlich
Mühe,
seine
Fassung
zu
bewahren.
Schnell
warf
Dirk
einen
unauffälligen
Blick
in
die
Richtung,
in
die
Sven
starrte
und
hatte
plötzlich
selbst
Probleme.
Dirk
schluckte
hart.
Er
hielt
sich
normalerweise
für
tolerant,
hatte
keinerlei
Vorurteile,
aber
dass
jemand,
der
etliche
Kilos
Übergewicht
hatte,
ein
hautenges,
bauchfreies
Outfit
trug,
verstand er nicht.
Sven
beugte
sich
zu
ihm
rüber.
„Du
bist
der
Wirtschaftsprüfer.
Wie
viele
Fettringe
zählst
du?“,
flüsterte
sein
Freund
ihm
kaum
hörbar auf Englisch ins Ohr.
Dirk
erstickte
fast
bei
dem
Versuch,
sein
Lachen
zu
unterdrücken.
Mit
einem
bösartigen
Grinsen
machte
Sven
weiter.
„Stell
dir
mal
vor,
Pat
wäre
hier
und
würde
den
Anblick
kommentieren.
Die
wiegt
locker 150 Kilo.“
„Mindestens.”
In
diesem
Moment
setzte
die
Frau
sich
und
entblößte
dabei
nicht
nur
einen
Großteil
ihres
nicht
besonders
anziehend
wirkenden
Hinterteils,
sondern
zeigte
auch
ihre
Vorliebe
für
Stringtangas. „Das glaube ich nicht“, murmelte Dirk vor sich hin.
„Und
ich
korrigiere
mich:
Ich
glaube,
wir
müssen
dankbar
sein,
dass Pat nicht hier ist.“
Dirk
zwang
sich,
den
Anblick
der
Frau
zu
ignorieren
und
konzentrierte
sich
schnell
auf
das
vor
ihr
sitzende
Kind.
Keine
gute
Idee.
Ein
Junge
in
Tims
Alter,
der
Ohrringe
trug?
Und
ein
Schmuckarmband?
Obwohl
er
überflüssige
Vorschriften
hasste,
hatte
das
gesetzliche
Verbot
des
Ausdehnens
von
schlechtem
elterlichem
Geschmack
auf
Kinder
plötzlich
einen
ganz
eigenen
Charme.
Er
schluckte
erneut
und
betete,
dass
Sven
weitere
Kommentare für sich behielt.
Endlich
saßen
alle
Eltern
mit
ihren
Kindern
auf
dem
Boden
und
blickten
mehr
oder
weniger
gespannt
auf
die
Leiterin
des
Kurses.
Svens
schneller
Blick
auf
die
Armbanduhr
verriet
ihm,
dass
sein
Freund bereits die Minuten bis zum Ende der Veranstaltung zählte.
Sofort
nachdem
die
Kursleiterin
sich
mit
ihrem
Vornamen
vorgestellt
hatte,
ergriff
ein
Mann
das
Wort,
den
Dirk
sofort
als
den
Fahrer
des
Passats
identifizierte,
der
ihm
den
Parkplatz
weggeschnappt
hatte
und
anscheinend
zu
der
dicken
Frau
und
dem
Jungen
mit
Ohrring
gehörte.
Der
Mann
deutete
auf
einen
weiteren
Mann
mit
Camcorder.
„Der
Patenonkel
meines
Sohnes
ist
heute anwesend und macht ein paar Aufnahmen.“
Eindeutig
eine
Feststellung
und
keine
Bitte
oder
Frage.
Ehe
Dirk
antworten
konnte,
übernahm
Sven
dies
für
ihn.
„Machen
Sie
die
Aufnahmen, wo sie wollen, hier nicht.“
Anscheinend
hatte
der
Mann
mit
der
deutschen
Sprache
ein
Problem.
Kein
Wunder,
mit
den
geschmacklosen
Klamotten
und
dem
protzigen
Handy,
das
er
offen
am
Gürtel
trug,
wirkte
er
wie
jemand,
der
bereits
mit
den
Schlagzeilen
der
BILD-Zeitung
überfordert
wäre.
„Ich
gehe
also
davon
aus,
dass
niemand
etwas
dagegen
hat“,
fasste
Handy-
und
Biker-Fan
freundlich,
aber
auch
dümmlich lächelnd zusammen.
„Mein
Freund
hat
Ihnen
gerade
versucht,
zu
erklären,
dass
es
weder
Filmaufnahmen
von
uns
noch
unseren
Kindern
geben
wird“,
unternahm Dirk einen weiteren Versuch.
Selbst
wenn
er
und
Sven
nicht
fürs
LKA
arbeiten
würden,
hätte
er
keine
Lust,
dass
sie
selbst
oder
eines
ihrer
Kinder
bei
einem
der
nächsten
Familienfeste
unabsichtlich
Star
einer
Filmaufführung
wäre. Beleidigt packte der Mann seinen Camcorder weg.
Das
folgende
Begrüßungslied
brachten
Sven
und
Dirk
mit
Anstand
hinter
sich,
schließlich
konnte
niemand
erwarten,
dass
sie
den
Text
kannten,
wenigstens
sangen
ihre
Söhne
begeistert
mit
und
schlugen
mit
den
anderen
Kindern
abwechselnd
lautstark
auf
eine
Trommel
ein.
Kaum
war
das
Lied
zu
Ende,
blickte
der
Junge
mit
dem
Ohrring
sich
ratlos
um
und
wusste
offensichtlich
nicht,
was
er
mit
der
Trommel
machen
sollte.
Die
Mutter,
deren
Anblick
Dirk
weiterhin
strikt
mied,
gab
ihm
einen
Schubs
zu
der
jungen
Kursleiterin. „Na los, bring die Trommel zurück zur Turnlehrerin.“
Vor
Dirks
Auge
erschien
das
Bild
eines
mittelalterlichen
Fräuleins
mit
dickem
Haarknoten
am
Hinterkopf.
Er
biss
sich
hart
auf
die
Unterlippe,
um
nicht
laut
loszulachen.
Sven
hatte
weniger
Erfolg,
ein
gedämpftes
Husten
erklang
neben
Dirk
und
hätte
ihn
fast
seine
Beherrschung
gekostet.
Wenigstens
würde
es
jetzt
endlich
mit
dem
eigentlichen
Bewegungsprogramm
losgehen.
Wieder
irrte
Dirk
sich.
Eine
Frau,
die
ihm
bisher
nicht
aufgefallen
war,
ergriff
das
Wort.
Irritiert
runzelte
er
die
Stirn.
Wieso
kam
man
zum
Kinderturnen
mit
Blazer
und
hochhackigen
Pantoffeln?
Umständlich
und
ausschweifend
begann
die
Frau
von
ihren
Urlaubserlebnissen
zu
erzählen,
während
die
Kinder
bereits
unruhig
wurden.
Fragend
sah
Tim
seinen
Vater
an.
„Sicher,
schnapp
dir
Jan
und
lauf
los.
Das
hier
kann
noch
dauern.“
Dann
beugte
sich
Dirk
zu
Sven
rüber.
„Meinst
du
es
besteht
danach
noch
Interesse an einem Vortrag über die Neuerungen bei den IFRS?“
„IF … was? Ist das Marks neues Gewehr?“
„Du
bist
wirklich
ein
Penner.
Und
so
was
arbeitet
im
Wirtschaftsdezernat.
Die
amerikanische
Rechnungslegung,
du
Idiot.“
„Ach
ja,
die
wurde
ja
umbenannt.
Für
solchen
Schrott
habe
ich
meine Leute.“
Dirk
kniff
die
Augen
drohend
zusammen,
was
sein
Freund
jedoch
grinsend
ignorierte,
stattdessen
offen
gähnte
und
sich
reckte.
Endlich
war
auch
dieser
Teil
überstanden
und
es
sollte
ein
großer
Kreis
gebildet
werden.
Soweit
so
gut,
aber
irgendwie
ergab
es
sich,
dass
der
Handy-offen-am-Gürtelträger
direkt
neben
Dirk
stand
und
ihm
die
Hand
entgegenstreckte.
Die
tödliche
Kälte
in
Dirks
Gesicht
schien
ihn
nicht
abzuschrecken,
aber
anscheinend
erkannte
Sven
den
Nur-über-meine-Leiche-Blick
richtig
und
trat
schnell
dazwischen.
Sven
schubste
anscheinend
unbeabsichtigt
den
Typen
zur
Seite
und
streckte
der
Kursleiterin
freundlich
lächelnd die Hand entgegen.
Aufatmend
lehnte
sich
Dirk
etliche
Minuten
später
gegen
die
Wand.
Die
Anfangsphase
war
überstanden,
verschiedene
Geräte
aufgebaut
und
die
Kinder
beschäftigt.
Noch
zwanzig
Minuten.
Was
sollte jetzt noch passieren?
Jan
balancierte
begeistert
über
eine
umgedrehte
Bank,
dicht
gefolgt
von
Tim.
Plötzlich
stürmte
der
Sohn
des
Passatfahrers
auf
die
beiden
Kinder
zu.
Das
Kind
drängelte
sich
ungestüm
dazwischen,
sodass
Tim
ins
Straucheln
geriet
und
zu
Boden
gestürzt
wäre,
wenn
Dirk
nicht
vorwärts
gehechtet
wäre
und
seinen
Sohn im letzten Moment zu packen bekommen hätte.
„Pascal,
du
muss
schon
aufpassen,
wenn
die
beiden
Jungs
so
langsam sind.“
Der
Ton
brachte
Dirk
zum
Kochen,
gedanklich
sah
er
sich
ausholen,
den
Mann
zu
Boden
schicken
und
noch
mal
ordentlich
zutreten.
Ein
fester
Griff
an
seinem
Arm
beendete
seine
Fantasien.
„Komm schon, reg dich ab. Für Wutanfälle bin ich zuständig.“
Dirk
knurrte
nur,
schüttelte
Svens
Hand
ab
und
beugte
sich
zu
seinem
Sohn
runter.
„Alles
klar,
Tim?
Ich
bin
sofort
wieder
da.
Sven
passt
solange
auf,
dass
dir
keine
minderbemittelten
Idioten
zu
nahe kommen.“ Eilig verließ Dirk den Raum.
„Will sich der Typ vielleicht mit mir anlegen? Das kann er haben.“
Herablassend
musterte
Sven
den
Mann
von
oben
bis
unten.
„Sagt Ihnen der Ausdruck Muy-Thai etwas?“
„Sollte er?“
„Das
ist
einer
von
fünf
Kampfsportstilen,
in
denen
mein
Freund
einen
schwarzen
Gürtel
besitzt.“
Während
der
Mund
des
Mannes
aufklappte
und
offen
blieb,
wandte
Sven
sich
wortlos
ab,
griff
nach
einem
am
Boden
liegenden
Ball
und
warf
ihn
Jan
zu.
„Los,
Jungs,
eine Runde Fußball.“
„Ein Glück, dass es vorbei ist“, stellte Sven deutlich erleichtert fest,
während er Jan seine Straßenschuhe anzog.
„Ja“,
Dirk
sah
sich
prüfend
um,
aber
da
sie
wohlweißlich
das
Gedrängel
nach
Beendigung
der
Stunde
gemieden
hatten,
waren
sie
jetzt
alleine.
„Lieber
drei
bewaffnete
Tangos,
als
noch
mal
diesen
Scheiß.
Gut,
die
Kinder
hatten
ihren
Spaß,
aber
diese
Leute
…
Nee,
ich
könnte
mich
nur
noch
schütteln.“
Dirk
atmete
tief
durch
und
strich
sich
die
Haare
zurück.
„Sag
mal,
bin
ich
jetzt
so
ein
arrogantes
Arschloch
geworden
oder
war
das
wirklich
unterste
Proletenschublade?“
„Letzteres. Komm, lass uns hier abhauen.“
Sie
gingen
eilig
Richtung
Parkplatz,
blieben
dann
abrupt
stehen,
sahen
sich
an
und
begannen
gleichzeitig
zu
lachen.
Neben
Svens
BMW
stehend,
beobachteten
sie
mit
betont
unschuldigem
Gesichtsausdruck,
was
sich
um
den
Passat
und
den
beiden
blau-
silbernen
Streifenwagen
herum
abspielte.
Breit
grinsend
kamen
zwei
uniformierte
Polizisten
auf
sie
zu,
die
Svens
BMW
garantiert
als
ziviles
Polizeifahrzeug
erkannt
hatten.
Der
Größere
von
Beiden
schüttelte
amüsiert
den
Kopf.
„Ich
schätze,
ihr
seid
die
Kollegen
aus
Hamburg.
Hört
zu,
Leute,
es
reicht
zukünftig,
wenn
ihr
euch
abstimmt
und
einen
Streifenwagen
von
uns
losjagt,
wenn
euch
einer
ärgert.
Falls
es
euch
freut:
Die
Kiste
wird
stillgelegt,
an
der
funktioniert
überhaupt
nichts
mehr
-
außer
dem
Aschenbecher.
Außerdem
haben
wir
im
Kofferraum
vier
Autoradios
gefunden,
die
dieser
Penner
bestimmt
nicht
gekauft
hat.
Mein
Kollege
wartete
immer
noch
auf
eine
vernünftige
Erklärung,
aber
ich
glaube
nicht,
dass da heute noch was kommt.“
Dirk
lächelte
grimmig.
„Ich
auch
nicht,
nicht
bei
einem
IQ,
der
knapp
über
Zimmertemperatur
liegen
dürfte.
Danke
für
eure
Hilfe.
Der
wird
sich
zukünftig
überlegen,
mit
wem
er
sich
anlegt.
Komm;
Sven,
schneller
Zwischenstopp
am
Bahnhof
und
dann
fahren
wir
zu
mir.“
„Was willst du am Bahnhof?“
„Einen
Strauß
Blumen
kaufen,
wenn
ich
mir
vorstelle,
dass
Alex
diesen
Scheiß
jede
Woche
erträgt,
hat
sie
sich
den
wirklich
verdient.“